Kuriose Kulisse

Kein Knöllchen für uns gab es in Lissabon, und auch das Auto wurde schön in Ruhe gelassen. So ganz sicher waren wir uns da nicht und haben, weil wir länger in die Stadt gehen wollten, zum ersten Mal die Tür zwischen Fahrerkabine und Aufbau versperrt. Der einfachste Weg ins Fahrzeug ist für böse Buben über das Cockpit, der Aufbau ist schon schwerer aufzubrechen. Besser vorsorgen, als es hinterher zu bereuen… 

Brücke über den Tejo

Die Stadt ist nicht sehr geschickt für Rollstuhlfahrer, es geht überall auf und ab. Allerdings gibt es ein paar Ecken, die sich doch eignen, zb am Fluss entlang, wo sich Denkmäler und Museen gruppieren und wir praktischerweise auch direkt parken, oder ein Bereich in der Innenstadt im Barrio Alto, die Einkaufsstraßen hier sind auch recht eben. Das ist toll für uns, wir gehen Schaufensternbummeln und lassen uns treiben. 

In der Tram

Die lange Schlange vor der historischen Straßenbahn dürfen wir ohne schlechtes Gewissen überspringen und uns den besten Platz aussuchen, manchmal ist ein bisschen Behinderung auch von Vorteil 😉

Ananas Drinks

So verlassen wir Lissabon mit sehr schönen Erinnerungen.

Eine Kollegin von Conny schickt uns noch in ein Lokal in der näheren Umgebung zum Mittag, niemals wären wir da zufällig hineingeraten. Der Chef kümmert sich entzückend um uns, wir teilen uns eine kleine Flasche Wein und ein großes Stück Fisch, zu Recht ist er stolz auf sein Lokal! 

Pink street

Hier fängt es jetzt wieder an zu schiffen, und im Wolkenbruch fahren wir die Küste hoch. Kurz vor Nazaré trifft Conny auf Arbeit, sie hat dort eine Kundin, und die während unserer Reise immer wieder verschobene Online Einzelstunde kann jetzt 1:1 vor Ort stattfinden.

Berühmtes Pflaster

Und ganz in der Nähe finden wir einen Traum Platz über eine steile Straße herunter zum Strand. Leider regnet es immer noch in Strömen, und wir kommen nur zum Foto machen kurz aus der Box raus.

Meistens Regen

Auch die geplante Monsterwellen-Besichtigung in Nazaré Tags drauf fällt aus, wegen weiterhin einer Regenfront nach der anderen Regenfront, die auch die Wellen auf nur mickrige 5m drücken. Und draußen sein bei dem Sauwetter will ja auch keiner.

Hat er den Regen erbeten?

Sogar zuhause in Berlin ist es wärmer und sonniger als hier in Portugal, und die Vorhersage verspricht keine Änderung für die kommenden Tage. Wir haben darauf keine Lust mehr und beschließen, schnell Richtung Baskenland zu flüchten, dort verspricht das Wetter etwas besser zu werden.

Storch ohne Mensch

Die zwei Etappen, zuerst kurz hinter die Grenze nach Spanien (wo wir in einem menschenleeren Dorf übernachten) und anschließend von hier quer durch Spanien bis nach San Sebastian, sind die längsten und weitesten bisher auf unserer Reise. Die Pilotin fliegt förmlich durch die Gegend, die Kilometer rattern auf dem Zähler, die Gummibärchen werden rapide weniger, die Stunden vergehen und langsam wird es wärmer, trockener, sonniger! 

San Sebastian

In San Sebastian finden wir einen Parkplatz nahe des Aquariums, so sind wir sofort in der Altstadt und können noch etwas herumspazieren, bevor das Abendessen (Tapas heißen hier Pintxos) lacht. Die Stadt macht auf uns einen tollen jungen, lebendigen und auch etwas rebellischen Eindruck. Gleich zwei Surfstrände im Zentrum, herrliche Altstadt, tolle Lage – hier kann man es aushalten! Ich denke an meinen Freund Tim, der hier in den 90ern ein Jahr verbracht hat, und bedauere, ihn in der Zeit nicht besucht zu haben.

Altstadt Surferin

Übernachten darf man auf unserem Parkplatz leider nicht, also fahren wir zum Schlafen in den Wald auf den Berg neben der Stadt, wo es eine herrliche Aussicht auf die Gegend gibt.

Schattenspiel Bayonne

Am folgenden Tag wollen wir uns endlich um unseren Reifen kümmern, der seit dem Loch auf der Hinreise in Spanien immer wieder die Luft verliert. In Marokko hatten wir deshalb ein neues Ventil und eine neue Ventilverlängerung bekommen, aber auch das hat nicht geholfen. Und es ging auch immer schneller leer. Nun hätten wir das ja auch hier in Spanien machen können, aber erstaunlicherweise sprechen wenig Spanier überhaupt englisch, und den etwas komplizierten Sachverhalt wollen wir in der potentiellen Werkstatt schon erklären können. Die Pilotin spricht gutes Französisch, also rüber über die Grenze, wo wir in Bayonne nach einigem hin und her eine Werkstatt finden. Während wir im Städtchen uns die Zeit vertreiben, schauen die sich alles an und finden schließlich auch den Fehler: die Felge hat einen Riss, der bisher nicht aufgefallen war, wo die luft entweicht. Die kompetenten Leute in der Werkstatt haben sogar eine günstige gebrauchte Felge in der richtigen Größe. Damit sollte der Reifen jetzt hoffentlich für den Rest der Reise die Luft behalten, Toi Toi Toi!

Entspannt Mit Luft

Hier an der französischen Atlantikküste ist noch alles auf Vorsaison. Der Frühling sagt schon hallo, und überall wird schon der entsprechende Putz gemacht, geschäftige Vorbereitungen auf die Touristen, aber noch ist mehr oder weniger alles zu. 

Trotzdem bleiben wir am Meer, denn wenn wir hier vom Atlantik wegsteuern, sehen wir es danach gar nicht mehr auf dieser Reise.

Gefährlich Hässlich

Wir finden einen Stellplatz der offen hat, und Conny schiebt mich einmal um die Lagune herum. Dieser Ferienort sieht mit seinen einförmigen Apartmenthäusern ohne Menschen sehr trostlos aus. Der nächste Stopp ist wieder am Strand, hier passt das Militär auf uns und auf den Atlantik auf. Hier ist es (deshalb?) recht entspannt, und wir verbringen sogar ein paar schöne Stunden auf Sand. 

Safe and secure

Dann fahren wir aufs Cap Ferret, wo im Bassin d’Arcachon die Austernbänke sind und planen einen kulinarischen Tag, aber leider auch hier: noch alles zu. Die Austern müssen noch warten. Dafür finden wir einen Stellplatz am Strand, absurderweise mit einem Ölförderturm, das Pumpwerk sondert seltsame Geräusche ab und wird des Nachts flackernd beleuchtet, kuriose Kulisse.

Ölförderung

In Lacanau gibt es endlich die Austern aus der Region für mich, und Moules Frites für die Pilotin. Auch dieser Ort ist in Erwartung der Sommergäste, aber die Surfsaison hat begonnen und morgens hören wir in der Box die Lautsprecherdurchsagen vom ersten Wettbewerb der Saison. Wenn bei uns in Berlin die Fußballsaison beginnt und die Eltern ihre Kinder von der Seitenlinie (bestenfalls) unterstützen, sind die Kinder hier im Surfverein, und die Eltern stehen an der Strandpromenade und Applaudieren den Sprösslingen. Wo wir schon keine Weltrekorde in den portugiesischen Riesenwellen sehen durften, können wir hier die örtliche Jugend beim Surfen beobachten. Jeweils vier Surfer treten gegeneinander an, haben 20 Minuten Zeit, ihre Moves vorzuführen, es gibt Punkte, die besten kommen weiter. Den halben Tag verbringen wir hier.

Surfer Einbahn

Jetzt aber ist es also so weit – wir müssen weiter, weg vom Meer. Conny und mich verbindet auch unsere Liebe zum Meer, Strand und Küste, Wellen und Sand, Wind und Salz, und jetzt sind wir schon etwas traurig.

Lacanau

Schade, dass es in Berlin kein Meer gibt!

In Bordeaux ist der Campingplatz etwas außerhalb, drum nehmen wir den Uber für die Ausflüge in die Stadt. Wir gehen ins Kunstmuseum, schauen uns den Flohmarkt in St. Michel an und das Kulturzentrum auf der anderen Flussseite.

Am Ende doch kein Pimmel

Und was in Frankreich wirklich faszinierend ist: egal, in welches Lokal man gerät, es wird mit viel Hingabe und  großem Können gekocht. Es ist so schön zu sehen, wie viel Stellenwert die Mahlzeiten hier haben. In diesem Fall ein Restaurant, dass sich dem Käse hingibt. Connie’s gegrillter Halloumi und mein gebackener Schafskäse: ein Gedicht!

Im Restaurant

Auch Bordeaux ist – mit unserem 2 Tage Kurzbesuch Blick – eine sympathische Stadt mit schöner Sandstein Altstadt und toller junger Atmosphäre. Wir waren gerne hier!

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Eine Antwort zu „Kuriose Kulisse“

  1. Avatar von Eberhard-Hölzl Maria
    Eberhard-Hölzl Maria

    Die Erfahrung habe ich auch in Frankreich gemacht: alle lieben gutes Essen und es ist auch allen mehr Wert als hier vielen in Germany


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