Huch! Jetzt sind wir schon wieder mehr als zwei Wochen in Europa, und ich habe noch keinen neuen Beitrag verfasst! Das liegt wohl daran, dass nach den letzten schnellen Tagen in Marokko bei uns dann erst einmal langsame Tage in Europa angesagt waren, mit entsprechender Ereignislosigkeit. Über Nix kann man ja nicht soviel schreiben. Aber Nix ist auch nicht gewesen – ein bisschen was geht immer!

Wir waren also auf der „Landebahn“ neben Tarifa gelandet. Ob das jetzt wirklich mal eine Landebahn war oder nur so heißt, weil es ein schnurgerades Stück Parkplatz/Weg am Strand ist, haben wir nicht klären können. Aber hier dürfen Wohnmobile stehen (solange kein Tisch vor den Wagen gestellt wird, denn das wäre „Campingverhalten“ und das ist nicht erlaubt. Die Guardia war da recht deutlich!

Ein Camper steht hier neben dem anderen, man kennt sich, einige stehen da für ein halbes Jahr. Die Landschleicher standen da vor Marokko auch länger.
Hier also gelandet und erst mal alle viere von uns gestreckt, an den Strand und nichts tun. Die 10 Wochen Marokko Revue passieren lassen. Mit den Landschleichern relaxen, in der Sonne schmoren und lecker kochen. Mit Conny bin ich einmal mit dem Taxi nach Tarifa, zum Sundowner und bisschen Shoppen, dann ins Lokal feinen Thunfisch essen, der hier direkt aus dem Atlantik gefischt wird. Herrlich!

So vertütteln wir einige Tage, dann wird es uns doch zu stationär. Wir wollen nicht zuviel Zeit hier verbringen, es lacht Portugal und die Heimreise muss ja auch noch! Also heißt es Abschied nehmen von den Landschleichern, die die andere Richtung nehmen werden, Kurs Barcelona. Mit den beiden – Christiane und Werner – war es für uns einfach toll. Wir haben uns sofort so gut verstanden, als ob wir uns schon lange kennen würden. Unsere Routen haben sich immer wieder gekreuzt und immer haben wir uns gefreut, sie wieder zu sehen. Sie haben eine Tochter in Berlin, wir sahen uns also zum Glück nicht das letzte Mal!

Auf geht’s nach Nordwest. Chipiona heißt das sympathische Städtchen an der Küste, mit einem Stellplatz in der Marina. Conny schiebt mich durch den Ort, bis wir ein schönes Lokal mit sogar vegetarischen Gerichten finden. Wie immer in den spanischen Städten ist auch hier erst am Abend auf dem Heimweg richtig was los. Zum Teil machen die Lokale erst um 20:30 auf, da sind wir dann schon sehr hungrig…

Tags drauf geht es nach Sevilla ins Landesinnere. Einerseits zwingt uns der Fluss ohne Brücke in diese Richtung, andererseits verspricht die Stadt die Möglichkeit, ein Spezialgeschäft für Rauchwaren anzusteuern, nachdem meine Vorräte es nicht über die Grenze geschafft haben und also Nachschub gebraucht wird. Nachdem das zu meiner absoluten Zufriedenheit erledigt ist, finden wir im Wohngebiet noch eine Tapasbar, jeder Platz besetzt mit Einheimischen, sobald zwei frei werden sind wir dabei und genießen.

Weiter geht’s zum Öko Hippie Campingplatz nahe Almonte. Hier wird ökologischer Landbau betrieben und Camper willkommen geheißen. Abends läuft Goatrance am Lagerfeuer, tagsüber wird jongliert, musiziert und Yoga trainiert. Unser Nachbar Friedrich lädt uns zum Apfelstrudel ein, den halben Tag verquatschen wir mit ihm.

Nahebei ist der Naturpark La Rocina, die einen barrierefreien Vogelbeobachtungsweg eingerichtet haben. Über Holzplanken – wirklich gut gemacht – geht es zu den verschiedenen Beobachtungsposten, besonders beeindruckend finden wir den Glossy Ibis mit seinem langen Schnabel und glänzenden Federn.

Dann finden wir hinter Huelva einen schönen Parkplatz, wieder einmal am Strand. Warme Sonne und feiner Sand, immer wieder ist das genau unser Ziel. Das schöne an unserer Box ist, das wir an solchen Orten gut für ein paar Tage autark stehen können, ohne auf Ver- oder Entsorgung angewiesen zu sein. Genug Nahrung sollte freilich vorhanden sein!

Jetzt überqueren den Grenzfluss nach Portugal und haben damit das 8. und letzte Land auf unserer Reise erreicht. Wir fahren zu Mikkis Campingplatz, die Niederländer können tolle Plätze, das haben wir schon bei Erik in Little Texas erlebt. Hier ist es auch leicht Hippie-mäßig und gibt es sogar Pommes Spezial und Frikandel zum dunklen Leffe Bier. Conny muss Freitag früh noch Online Kurse geben, und dann fahren wir ins Landesinnere zur Pizza Party!

Vielleicht kann sich der eine oder andere noch an Axel erinnern, der vermeintliche Rockstar vom Strand La Palmeira, der uns nach dieser Party gefragt hatte. Die würde jeden Freitag stattfinden es gäbe mehrere Bühnen und „alle Drogen“. Nachdem uns klar war, was das dann für eine Party sein wird – elektronische Musik nämlich – haben wir recherchiert und die „Pizza Party Algarve“ gefunden. Da gibt es tatsächlich jeden Freitag Party, Musik, und Pizza soviel man möchte!

Als wir früh am Nachmittag dort ankommen und uns auf die Wiese stellen, fängt es in Strömen an zu regnen, sogar etwas Hagel ist dabei. Dann fällt auch noch unsere Wasserpumpe aus, die schon seit ein paar Tagen herumzappelt mit einem Wackelkontakt. Zum Glück ist Ersatz da, und sobald der Regen nachlässt, tauschen wir das Teil aus. Um uns herum füllt sich der Platz langsam mit schönen Vans voller schöner Hippies aus allen möglichen Ländern, Niederländer, Engländer, Deutsche… Und dann werden wir von den freundlichen Parkplatzhüterinnen, die als Cowboys geschminkt sind, auf den Partyhügel gefahren. Zu Fuß mit Rolli wären wir wahrscheinlich gescheitert. Oben angekommen gibt es erstmal Pizza – die ist wirklich hervorragend. Später an der Bühne neben der Bar tritt „Naomi Falcon“ mit ihrem Dub Collective auf, eine flotte Ska-Reggae Kapelle mit Einschlägen Richtung Hawaii, die uns wirklich gut gefällt.
Und noch später öffnet dann der zweite Floor mit progressive Techno. Der Weg dahin ist kaum barrierefrei, es geht über nasse rutschige Wege und Stufen auf und ab, zum Glück bieten alle überall ihre Hilfe an und wir kommen gut an und finden einen schönen Platz neben den DJs für mich und meinen Rollstuhl.

Ich bin ja immer gerne auf Raves gegangen, und dass ich heutzutage wegen meiner Behinderung die Ekstase in der tanzenden Menge nicht mehr miterleben kann, gehört mit zum schlimmsten Verlust für mich, bis dahin dass ich eigentlich da überhaupt gar nicht mehr hingehen möchte. Hier aber, bei der Pizza Party in der Algarve, mit den tollen super positiven Hippies, macht es mir richtig Spass, dabei zu sein, und der Rollstuhl wackelt ordentlich im Rhythmus mit! Dass es ganz schön feucht ist und auch ziemlich kalt, spielt da keine Rolle mehr.
Irgendwie schaffen wir es spät in der Nacht den Berg hinunter, Klamotten und Rolli von der nassen Erde eingesaut, müde und happy.
Entsprechend spät fängt der Tag an, und spät fahren wir wieder ab, nur quasi um die Ecke in einen Eukalyptus Wald, wir müssen weiterschlafen.

Tags drauf gibt es erstmal eine Wanderung für Conny und ein Päuschen für mich in Marmalate, dann machen wir nochmal einen Schlenker in den Süden, an den südlichsten Zipfel in Portugal nach Sagres. Hier steht man auch ohne Probleme auf einem riesigen Parkplatz kurz vor dem Castello, während alle anderen Plätze überall im Umkreis Verbotsschilder für Camper zeigen – bei der Menge an Wohnmobilen, die hier unterwegs sind, mussten die Portugiesen wohl strenge Regeln einführen. Freistellplätze sind rar und entsprechend gut besucht.

Wettertechnisch bleibt es eher regnerisch und kalt (zur Zeit ist es zuhause in Berlin wärmer als hier!), und so entscheiden wir uns dazu, schon am folgenden Tag weiter Richtung Lissabon zu fahren. Die Strecke an der Küste entlang ist wunderschön und kurzweilig, und bald landen wir oberhalb von Sines auf einem schönen Campingplatz an einer Lagune.

Heute nun sind wir in Lissabon angekommen, und wir können gar nicht richtig glauben, dass wir hier in Belém direkt am Fluss Tejo (gerade fuhr die Queen Mary 2 laut tutend an uns vorbei), wirklich stehen dürfen. In den einschlägigen Stellplatz Apps gibt es unterschiedliche Angaben… wir werden uns auf unser Glück verlassen und hoffen auf kein Knöllchen!
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