Hier in Taghazoud haben wir uns jetzt mal wieder auf einen Campingplatz gestellt. Wir müssen Wäsche waschen und auch der Wassertank ist fast leer.

Wenn wir frei stehen wollen, brauchen wir genügend von all diesem:
Wasser: wir haben einen 280l Frischwassertank. Vor der Reise haben wir hinter dem Tank zwei Wasserfilter – Sediment und Aktivkohle – installiert. Damit soll 99,9% aller Schadstoffe rausgefiltert werden, auch der Chlorgeschmack. Das hat bislang recht gut funktioniert, in Marrakech jedoch war das Wasser auch nach dem Filter noch etwas salzig, das bekommt man einfach nicht raus. Solange nehmen wir zum trinken Wasser in den 5l Flaschen, die es hier überall für 13DH zu kaufen gibt

Strom: hier im Süden nahe Agadir geben die Solarpaneele genug Strom, um die Batterien aufzufüllen, je nach Verbrauch gibt es einen täglichen Verlust von vielleicht 5%, damit kommt man schon weit. Gelegentlich müssen die Panels vom Staub befreit werden. Bei schlechtem Wetter sieht das allerdings wieder anders aus, dann reicht der Strom nicht so lange aus.

Gas ist bei uns fürs Kochen, Heizen und warmes Wasser. Es sind zwei Befüllflaschen installiert, die bei den LPG Tankstellen befüllt werden können. Dafür gibt es verschiedene Systeme in den verschiedenen Ländern, und wir haben Adapter für diese verschiedenen Anschlüsse dabei. Allerdings habe ich erst auf dieser Reise bemerkt, dass nur bei einer unserer Flaschen die Adapter passen. Bei der anderen nicht, und dummerweise ist diese gerade außerhalb von Deutschland leer gegangen. Darum sind wir jetzt mit nur einer gefüllten Flasche in Marokko eingereist. Inzwischen ist die nur noch halb voll. In Marokko gibt es keine LPG Tankstellen, Flaschen werden nicht befüllt. Allerdings gibt es überall Gasflaschen zu kaufen, und der Plan ist, die leere Füllflasche mit einer marokkanischen zu ersetzen. Auf dem Rückweg in den Norden müssen wir über den Hohen Atlas, und da hat es gerade 40cm Schnee – da sollte die Heizung schon funktionieren!

Internet: wir haben für den 5G Router eine marokkanische SIM besorgt, im ersten Monat von Inwi mit unlimited Daten für umgerechnet 50€. Bisher hatten wir fast überall Empfang. Nur das monatliche wieder auffüllen ist nicht einfach, weil online die Kreditkarte nicht funktioniert. Außerdem haben wir als Fallback die Starlink Antenne dabei, die uns bisher gute Dienste geleistet hat. Leider funktioniert die Stromversorgung über 12V nicht richtig, alternativ mit Wechselrichter braucht das System dann etwas viel Strom. Also auch nicht beliebig lange beim frei Stehen einsetzbar. Außerdem müssen wir noch sehen, ob Starlink nach 2 Monaten auf einem anderen Kontinent noch funktionieren wird, da gab es kürzlich eine Änderung in den Bedingungen.
Dann brauchen wir noch die Möglichkeit, unseren Urinkanister zu leeren. Wir haben eine TrockenTrennToilette eingebaut, das Feste landet in einem Müllbeutel, das Flüssige in einem Kanister. Nachdem da keine Chemie dabei ist, kann man notfalls den Kanister auch als Dünger in die Landschaft kippen. Für das Grauwasser (also was aus Spülbecken, Waschbecken und Dusche zusammenkommt) haben wir einen 200l Tank. Hier in Marokko benutzen wir ausschließlich 100% biologisch abbaubare Seifen und Spülmittel, denn meistens landet das am Ende auch in der Natur, auch wenn es eine Entleerstelle geben sollte.
Jetzt fehlen nur noch die Einkäufe und Lebensmittel. In den großen Städten wie Fes oder Marrakech gibt es auch die großen französischen Carrefour Supermärkte, die im Prinzip das gleiche Angebot wie in Frankreich haben (zum Teil allerdings erheblich teurer).
Je ländlicher die Gegend, desto kleiner werden die Läden. Dort gibt es dann nicht mehr alles, aber meistens das was man braucht.

In den kleineren Städten gibt es Märkte, die Souks, mindestens einmal die Woche. Allzuoft waren wir noch nicht auf dem Souk, aber in dem bunten Treiben gibt es auch alles, wenn man weiß wo, und was in der Gegend angebaut wird. Und dann sieht man unterwegs auf den größeren Straßen Händler am Straßenrand, die ihre lokalen Produkte anbieten.

Conny hat sich angewöhnt, mehr nach dem Angebot als nach dem Rezept einzukaufen.
Alles da? Dann lasst uns einen schönen Platz in der Natur finden!

Nachdem uns die Kinder in Essaouira verlassen hatten, wollten wir auch wieder frei Stehen. Wir sind die Küste entlang Richtung Süden getingelt. In Iftane landen wir nur, weil die Pilotin mal kucken wollte, was es „über der Kuppe“ zu sehen gibt. Und das war ein winziges Fischerdorf, keine Straße aber mit einem Dutzend Booten auf dem Strand und ein paar Campern, eigentlich alles Surfer. Ein wunderschöner Ort, mit herrlichen Ausblick auf das Wetter und die Natur.

Zur Flut schiebt ein Traktor die Boote ins Wasser, zur Ebbe werden sie dann wieder auf den Strand gezogen.

Zwei Nächte später ging es weiter nach Tafedna. Ein klein wenig größeres Fischerdorf mit einer etwas seltsamen Architektur – die Häuser alle wie aufgefädelt in einer Reihe, wie Townhouses in Berlin. Auch wieder Fischer und Surfer, hier aber wurde vor ein paar Jahren eine Straße gebaut, darum fahren hier außerdem alle mit Skateboards herum.

Auf dem Parkplatz am Ende der Straße stehen einige Camper, aber die wahren Bosse hier sind eine Truppe Esel. Die räumen regelmäßig die Mülltonne aus und recyceln alles essbare. Dann gibt es sehr viele Hunde, darunter ganz junge, ein oder zwei Kühe, und natürlich Katzen.

Nach einer von Hundegebell sehr lauten Nacht ziehen wir weiter zu einer anderen Stelle am gleichen Strand. Wir denken, es ist nur ein Katzensprung dorthin, aber Google führt uns falsch, wir landen auf einem sehr engen und sehr holprigen Weg, und zu allem Übel fliegen uns die Teller aus dem Schrank. Alle kaputt – auf unsere Checkliste kommt ein weiterer Punkt: alle Schränke verschlossen?

Der Übernachtungsplatz entschädigt allerdings für den Ärger: wir stehen kurz vor den Dünen am Strand, die Natur spielt uns ein Schauspiel vor von wunderbarer Schönheit, Licht und Schatten, Auf- und Untergängen, Ebbe und Flut.

Auch hier bleiben wir zwei Nächte, bis wir weiterziehen.
In Imsouane gibt es „die längste Welle Afrikas“, hier sind jetzt richtig viele Surfer (und auch mehr Fischer). An der Bucht standen bis vor einem Jahr noch ein ganzes kleines Dorf mit Fischer/Surferhütten, das von der Regierung mit einem Tag Vorankündigung abgerissen und platt gemacht wurde.

Hier wird Platz geschaffen für moderne Hotelbauten im Zuge der Fußball WM 2030. Ob das jetzt soviel schöner wird, ist eher fraglich. Uns ist das Gewusel jedenfalls Zuviel, außerdem hat Conny wieder Onlineunterricht und braucht dafür einen hübschen Platz. Auf der Klippe hoch über dem Ort finden wir den, hier haben wir die perfekte Aussicht auf die ganze „Magic Bay“.

Wir sind jetzt 8 Tage frei auf wirklich tollen Plätzen mit der schönsten Aussicht gestanden. Kein einziges Mal wurden wir gestört oder verscheucht, überall sind wir auf freundliche Menschen gestoßen, keiner hat uns angemacht oder genervt.

Jetzt hier auf dem Campingplatz kurz vor Taghazoud ist es ein seltsames Gefühl, die Camper hier sind anders. Meistens eher Rentner als Surfer, mit Quads im Anhänger als Brettern auf dem Dach, es gibt mehr Satellitenschüsseln und lange Liner mit Abdecktaschen für die Autoreifen. Manche bleiben monatelang an einem Platz. Wir eher nicht.
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