Blau und grün

Der Strand von Estepona war jetzt doch nicht so schön wie er von oben aus Satellitensicht zu sein versprach. Zwar konnten wir da problemlos freistehen, aber die Atmosphäre hat nicht gestimmt, ohne das genau benennen zu können.

Eigentlich wollten wir hier noch etwas chillen vor dem Sprung auf den neuen Kontinent, aber nach einer Nacht nehmen wir reiss aus. Halt, ganz so schnell geht es dann doch nicht! 

Ablage

Die fetten Blinker am Sprinterfahrerhaus eignen sich gut als Ablagefläche für alles mögliche, Lampen, Blumentöpfe, oder zB. auch für die Lieblingsbadelatschen, die mit den tollen Farben und der kleinen Tasche mit Reißverschluss, die es gar nicht mehr neu gibt. Die man vor dem Losfahren dann vom Blinker runter an die Füße klemmen kann. Aber nicht muss… 

Zum Glück für den inneren Seelenfrieden und Haussegen fanden wir auch eine halbe Stunde später beide Latschen verteilt in Estepona, einen noch am Strand, den zweiten nach drei Kreisverkehren, einer 10prozentigen Steigung und einer zunehmend verzweifelten Pilotin am Straßenrand!

Das wichtigste Schuhwerk immer noch da!

Den Felsen von Gibraltar im Sicht legen wir in der Marina von La Línea an, und zu Fuß geht es rüber nach Großbritannien. Wir tingeln über die Hauptstraße voller steuerfreier Schnapsgeschäfte und standesgemäß gibt es schön fettige Fish‘n‘Chips, bevor wir mit dem Bus retour zur Grenze schippern… ein lustiger Ausflug ins Ausland.

Am nächsten Morgen gibt es Kerzen und hervorragenden Schokoladenkuchen, selbst im Omnia gebacken, eine leckere Freude zu meinem 53er! 

Wir fahren nach Algeciras zu Carlos, eine Institution unter Marokkoreisenden. Bei Carlos holt man sich die Tickets für die Fähre. Vielleicht weil es Kekse und Wein zu den Tickets gibt, vielleicht weil der Service sehr gut ist, vielleicht auch weil gleich nebenan ein riesiger Supermarkt für die noch fehlenden Vorräte ist. Jedenfalls fanden wir es gut bei Carlos. Auch wenn er selbst schon recht schwerhörig ist… Ursprünglich wollen wir dann einen ruhigen Platz im Hinterland suchen für die letzte Übernachtung, aber wir finden nur holprige Sackgassen oder dreckige Truckerparkplätze. Also nochmal zurück, nebenan bei Carlos gibt es auch noch einen Notfall-Stellplatz für die Fährenfahrer. Hier treffen wir auf die „Landschleicher“ Christiane und Werner mit ihrem Overlander LKW, die Marokkofrischlinge wie wir sind. Sie werden uns ein Weilchen auf den ersten Etappen begleiten. 

Morgens im fiesen Verkehrslärm muss Conny ihre Online-Stunde halten, und dann geht es auf die Fähre! 

Vor der Fähre warten wir vor allem darauf, dass sich die LKWs rückwärts in den Schiffsbauch einfädeln, dann sind auch wir drauf, unspektakuläre und auch recht kurze Überfahrt, und schwupps sind wir da: Tanger Med, großer Mittelmeerhafen von Marokko. Unser Tor nach Afrika!

Noch bleibt das Tor allerdings verschlossen. Wir durchfahren diverse Checkpoints wo diverse Papiere abgefragt werden, und dann müssen wir durch den Scanner, der das gesamte Fahrzeug röntgenuntersucht. Je phantastischer die Uniformen desto barscher werden Gestik und Mimik. Der Oberzöllner riskiert einen Blick in die Box und lässt sich nur wiederwillig von Conny – einer Frau!  – die Schränke öffnen. Dann schnuppert noch ein Hund durch das Wohnmobil, besonders empfindlich scheint seine Nase jedoch zum Glück nicht zu sein. Den Wein riecht er jedenfalls nicht… 

Endlich noch durch den letzten Check, dann haben wir es geschafft! Freundliche junge Menschen verkaufen uns die inwi unlimited simkarte, und dann geht es los auf die ersten Kilometer in einem für uns nagelneuem Land.

Nach Asilah an der Nordküste fahren wir in den Sonnenuntergang hinein, lassen alles auf uns einwirken: die Menschen überall (gerne mitten auf der Straße), manche in seltsam asiatisch wirkender Tracht, Esel und Pferdekarren unterwegs, Hunde und Katzen allgegenwärtig, Shops am Straßenrand mit Obst oder Keramik oder glänzenden Siebträgermaschinen im Heck der Kombis, recht ordentliche Straßen,  Mercedes Transporter aus allen Generationen, überall ist etwas los und davon ziemlich viel!

Asilah Medina

Zum Glück wird es langsam dunkel, und dann sind wir schon am Campingplatz, werden eingewiesen und es gibt Tajine direkt ans Wohnmobil geliefert.

Drei Nächte bleiben wir hier, erstmal ankommen und aufladen, wir machen Abstecher in die Medina (Altstadt) und zum Souk (Markt), alles ziemlich aufregend und neu. Ich auf dem Rollstuhl werde sehr zuvorkommend und rücksichtsvoll behandelt. Immer werden helfende Hände angeboten, kein gegaffe oder abschätzige Blicke. 

Weder die Landschleicher noch wir haben einen besonderen Plan, drum fahren wir irgendwann einfach los: bei Moulay Busselham soll es eine Lagune geben mit reichlich Vogelwelt.

Was wir finden ist ein traumhaft schöner Stellplatz am Lagunenwasser mit Restaurant direkt dahinter, nichts wie Ausblick rundum. Weiße Kuh-Reiher stehen neben den Störchen im Wasser herum, die Enten allerdings sind aus Plastik, die echten Flamingos fliegen im Schwarm über uns. Und der gegrillte Fisch fliegt nicht, ist aber auch ganz wunderbar!

Am nächsten Tag drehen wir ins Landesinnere ab, wo wir in der „grünen Stadt“ Oezzane einen Abstecher über den Markt machen. Offenbar hat der Instagramruhm der benachbarten „blauen Stadt“ die Bürger auf die Idee gebracht, durch grüne Farbe an diesem Ruhm teilhaben zu können. 

In ebendiesem blauen Chefchaoeun landen wir nach einer Übernachtung am schönen „Ökostellplatz“ an dem darauffolgenden Tag, hier ist wirklich alles blau gestrichen in der Altstadt, was ihr einen ganz besonderen Zauber verleiht. Conny findet für den Abend ein tolles Restaurant mit Dachterrasse. 

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Eine Antwort zu „Blau und grün“

  1. Avatar von Chrislapic
    Chrislapic

    Wunderbar die Eindrücke und diese Farben!!🤩


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