„Strecke machen“ ist das Motto nach der kalten Übernachtung in den Pyrenäen. Jetzt reicht es, jetzt muss es wirklich mal warm werden. Also los geht der Ritt. Grobe Richtung ist durch Katalonien zum Ort Lleida. Den Grenzübergang nach Spanien merken wir gar nicht. Irgendwann steht ein E auf den Kennzeichen statt F, und die Ladenbeschriftungen sind auf spanisch. Hier ist Europa.
Unterwegs ist ein Halt geplant – der Bewegungsdrang der Pilotin gilt nicht exklusiv nur für Asphalt, ganz im Gegenteil. Am Wanderparkplatz ruft sie jedoch: wir haben einen Platten! Einer meiner Reiseängste hat sich manifestiert. Ich wäre niemals im der Lage, ohne Hilfe einen Reifenwechsel durchführen. Keine Ahnung, ob wir überhaupt die Radmuttern aufkriegen würden…
Zum Glück ist es hinten rechts der innere Zwillingsreifen. Wir pumpen etwas mehr auf den äußeren und fahren mit halber Kraft eine halbe Stunde zu einer Autowerkstatt bei dem Ort Ponts. Glücklicherweise können sie uns helfen. Der Mechaniker freut sich über unsere Hubstützen, freut sich über das gefundene Loch in der Lauffläche (sieht nach Nagel oder Schraube aus) und freut sich über unser Trinkgeld, das wegen unserer Erleichterung und wegen des unfassbaren niedrigen Preises (28,30€ für eine Stunde Arbeit) üppig ausfällt. Weiter geht’s, die Wanderung muss warten.
Lleida ist leider eine ziemlich hässlich Stadt, hier wollen wir nicht bleiben, wir quetschen uns durch den abendlichen Berufsverkehr und suchen das Weite.
Die Abendsonne taucht die Landschaft in ein träumerisches Licht. Wir machen weiter Strecke. Der Fluss Ebro mäandert hier durch die Ebene, es ist schon dunkel, als wir hinter der Staumauer ein tolles Plätzchen am Fluss finden, nur zwei Angler mit Stirnlampen sind noch unterwegs.
Am nächsten Morgen darf Conny endlich eine Runde laufen. Und schon geht es weiter, Meilen fressen. Nur eine kurze Pause für Café und Croissant in Calanda (ein Schokocroissant = eine komplette Mahlzeit) und weiter weiter weiter.
In der Nähe von Teruel finden wir wieder einen Parkplatz bei einer Staumauer, nur Angler sind da. Internet allerdings keines, am nächsten Morgen hat Conny eine Online Lektion, also stellen wir die Starlink Dishy aufs Dach, und die MBits rasen unlimitiert, der Abend endet mit Netflix.
Gerade mal zwei eiskalte Grad am Morgen – Conny muss für ihre Stunde alles anziehen was sie hat. Sie nimmt es mit einer Mütze Humor!
Heute wollen wir ans Meer nach Alicante, aber obwohl wir Valencia und die Überschwemmungsgebiete meiden wollten, geraten wir in Requena doch hinein. Die Straße gesperrt, die Brücken zerstört, die Felder ruiniert, es ist ein trauriger Anblick. Als unfreiwillige Katastrophentouristen drehen wir gestresst um und suchen eine neue Route. Bei allem Stress merken wir aber plötzlich eines: gefühlt ist es mindestens 15 grad wärmer! Wir kommen ins milde Meeresklima. Mit steigender Temperatur sinkt das Stesslevel.
Die neue Route führt uns weiter westlich bis nach Chinchilla, wo ein riesiger Parkplatz am Fuße der Stadt mindestens 20 Wohnmobile beherbergt. Am Abend muss Conny mich im Rollstuhl durch die steilen Straßen schieben, auf und ab, bis wir ein nettes Lokal nur mit Einheimischen finden.
Am nächsten Morgen ist auf dem halben Parkplatz Markt, wir holen uns frisches Obst und Gemüse. Dann geht es Richtung Murcia, uns fehlt noch der Spanische Adapter für das Befüllen der Gasflasche, den wir in Fortuna im Campinggeschäft finden, und dann weiter ans Meer. Irgendwann hatte ich auf Facebook einen Tipp fürs Freistehen am Strand gefunden, und dort am Playa las Palmeras landen wir endlich, und hier ist sie jetzt, die Sonne, die Shorts-Grenze, die traumhafte Aussicht auf Küste und Wellen… die Entspannung, Durchatmen, Ankommen.
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