Hecksitzgruppe

Die letzten Tage der Reise gilt es noch abzuliefern, während ich bereits wieder zuhause im frühlingshaften Berlin sitze und diese Zeilen schreibe.

Von Freiburg aus ging es zuerst nach Karlsruhe. Ich wollte mir dort ein spezielles Gefährt ansehen, dass in Zukunft mich in meiner Mobilität unterstützen soll. Der Freeliner, eine Art Seniorenscooter auf Speed mit 45km/h und 4kW, dreirädrig auf Luftgefedertem Fahrwerk. Da wollte ich beim Hersteller eine Probefahrt absolvieren, und die hat mich überzeugt, dass ist ein tolles Gerät. Das macht einfach Spaß, funktioniert gut für mich und wird meinen Radius und meine Eigenständigkeit wieder um einiges verbessern. Wenn ich genug Erfahrungen gesammelt habe, gibt es noch mehr dazu.

In der Nähe zwischen Karlsruhe und Speyer finden wir einen spektakulären Stellplatz direkt am Rhein. Mit Schwung parkt die Pilotin on point exakt so, daß wir von unserer „Hecksitzgruppe“ im jeden Fenster den Rhein sehen und fasziniert die Flussschiffe beobachten, wie sie in allen Längen und Varianten an uns vorbeiziehen. Unsere Ankunft am 1.4. ist fixiert, und wir möchten keine allzu langen Teilstrecken mehr machen, darum fahren wir tags drauf dann doch irgendwann noch weiter. Aber hier könnten wir auch noch länger bleiben, der Anblick des vorbeifliessenden Wassers scheint auf alle eine beruhigende, fast meditative Wirkung zu haben. Obwohl wir in Deutschland jetzt auch wieder mit Gemecker wegen dem Frei stehen rechnen, lässt man sich hier gegenseitig in Ruhe. Conny führt ein längeres Gespräch mit einem – früher sagte man wohl – Landstreicher, der mit seinem Fahrrad + Zelt schon über ein Jahrzehnt unterwegs ist. Ein wirklich unerwartet schöner Flecken Erde mit schöner Atmosphäre.

Die übliche Route von und nach Berlin in den Süden geht für uns meistens über Nürnberg, die Strecke kennen wir auswendig. Also machen wir es diesmal anders und fahren über Frankfurt und den Harz nach Hause. Die Strecke wird dreigeteilt, und so haben wir unsere Stellplätze dann auch gefunden. Es ist schon dunkel, als wir an dem Koppel Camping ankommen. Wir wollen noch was Essen und Conny schiebt mich durch das Dorf. Aber alles zu in Atzenhain, vielleicht kein Wunder bei dem Namen. Am Ende gibt es halt Not-Nudeln in der Box.
In solchen Situationen kommt es in den letzten Tagen gerne mal zu Spannungen zwischen Pilotin und Copilot. Wir merken, wie uns die Rückkehr beschöftigt und wir dadurch auch ein leicht gereiztes Nervenkostüm entsteht. Auf uns wartet einiges an Neuem, wir haben Umbaupläne für das Haus, wie sieht das überhaupt aus nach einem halben Jahr Jugend-WG, was ist mit Connys Studio, wie läuft die Arbeit, wie geht es überhaupt weiter… (und manchmal aber zum Glück auch: wann machen wir die nöchste lange Reise?!) Es wird spannend, entsprechend sind wir gespannt und manchmal eben angespannt.

Im Harz waren wir beide noch nicht, also bleiben wir auf einem Wanderparkplatz in der Nähe von St. Andreasberg stehen. Conny macht morgens eine Wanderung, während ich mir die vorbeifahrenden Traktoren anschaue. Und dann geht es ab nach Hause. Noch drei Stunden, dann sind wir endlich da. Von unserem Sohn werden wir ganz toll begrüßt und bekocht, es ist ein sehr sanftes und schönes Ankommen.
Nach einer Zeit, wo ich eher noch lieber weitergefahren wäre, ist sie jetzt da, die Freude auf das Zuhause. Familie, Freunde. Ein halbes Jahr war jetzt die Box unser Heim, das fahrende Heim an all diesen wunderschönen Orten auf unserer Strecke. Und doch freuen wir uns auch auf das Haus aus Beton in der großen Stadt. Wir werden sehen, wie beides sich beeinflussen wird, etwa ob die Erkenntnis, mit wie wenig man eigentlich auskommt, uns beim loswerden vom Überflüssigen hilft. Und wir werden Euch sehen – meine lieben Leser – auf Euch freuen wir uns besonders!

Vielen Dank, daß ihr uns auf dieser Reise begleitet habt und bei der Stange geblieben seid, mir hat das viel Motivation gegeben! Spätestens im Winter geht es wieder auf längere Fahrt, aber auch davor wird hier wieder von Box und uns zu lesen sein. Bis bald, wir sehen uns!

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Eine Antwort zu „Hecksitzgruppe“

  1. Avatar von Eberhard-Hölzl Maria
    Eberhard-Hölzl Maria

    Es war so schön durch Deine Berichte Teil eurer Abenteuer zu sein – vielen Dank dafür ❣️
    Ich wünsche euch ein gutes Einschwingen auf den Alltag und all die Umbau-Abenteuer, die jetzt auf euch warten !


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